März '24

Wir schreiben das Jahr 1856, die industrielle Revolution in England ist schon in vollem Gange. Angetrieben durch Kohle die aber auch ihre Schattenseite hat: Teer, eine giftige, zähflüssige und langweilig unbunte, da schwarze Substanz.

Teer war ein Abfallprodukt, dessen Entsorgung die neu aufkeimende Wissenschaft der Chemie herausforderte. Während der Osterferien versuchte Henry Perkin, ein 18-jähriger Student aus London, dieses Rätsel zu lösen.

Er wollte Chinin synthetisieren, ein magisches, flüchtiges Malariamittel. Alle Experimente erbrachten nur einen wertlosen schwarzen Niederschlag. Perkin probierte aber immer weiter, bis er zufällig einen Stoff entdeckte, der die Welt veränderte.

Während er routinemäßig seine Probiergläser polierte, bemerkte er, dass sich sein Lappen leuchtend bunt färbte, so sehr, dass er ihn nicht mehr auswaschen konnte.

Damals lechzte das menschliche Auge nach allem Bunten. Aber natürliche Farbstoffe, vor allem die aus Schnecken, Insekten oder sogar Rinderurin gewonnenen, waren unzugänglich, instabil und übelriechend.

In den folgenden zwei Jahrzehnten tauschte die Welt das triste Grau und Braun gegen leuchtende Farben, dass selbst die Natur vor Neid erblassen konnte. Wenn die Menschheit jemals eine Explosion der Farbigkeit erlebte, dann war sicherlich Perkins schmutziger Lappen der Zünder dazu.