September '21
Geschichte
Wir es mit unseren Kollegen aus dem Höchsten Sockenrat entwarfen, dachten wir über den ältesten weiblichen Beruf. Unsere Überlegungen waren aber vollständig philosophisch, denn das männliche Gegenstück des ältesten Berufes noch nie erklärt wurde.
Schmied, Tischler und Weber sind gute Kandidaten. Oder ein Hofnarr – da haben wir fast ins Schwarze getroffen. Bei einem Hofnarren gibt es aber keinen Raum für Schwarz, weder im Bezug zu seinem Humor, noch was seine Kleider angeht.
Ein ausgewiesener Narr war bei vielen indigenen Stämmen oft zu sehen. Die indigenen präkolumbianischen Stämme in Amerika hatten Tatsuki-Narren, die Humor benutzten, um nachbarliche Streiten zu schlichten. Die Konfrontation mit einem mittelalterlichen Monarchen könnte eine gefährliche Disziplin sein. Der Wille des Königs war Gesetz und seine Enttäuschung konnte so scharf sein wie die Klinge des Henkers. Es ist also keine Überraschung, dass nur der scherzen konnte, der nie ernst genommen wurde.
Zum Beispiel, König Georg von Podiebrad hörte seinem Narren Jan Paleček aufmerksam zu. Der Hofnarr Heinrichs VIII. war als Plauderer ebenso erfolgreich wie als Berater. Trotz der Hinrichtungslust seines Herrschers überlebte er, und sogar diente auch noch der Königin Elizabeth I.
Vielleicht war dieser geistreiche Narr der Urvater aller Ratgeber – ein Gewerbe, das heute sehr geschätzt wird. Ein bunter Hofnarr hat viel Potenzial, neben den Kurtisanen auf dem Podest der ältesten Berufe zu stehen.
Ich verbeuge mich mit Verehrung allen Narren der Welt.
Hubert Sockenmann,
Ihr Sockensekretär