November '23

Vielleicht haben Sie auch die damit konkurrierende Theorie gehört, dass wir vor fünfzehntausend Jahren zuerst den Wolf gezähmt haben, der uns bei der Jagd helfen sollte. Meiner Meinung nach ist dies aber um eine Trugbild.

Erstens wäre es ziemlich kühn, von einer gefräßigen Bestie zu verlangen, dass sie ihre Beute teilt. Zweitens waren die Menschen schon seit langem die besten Jäger, die Werkzeuge, Fallen und Taktiken ohne wölfische Hilfe einsetzten. Es ist viel wahrscheinlicher, dass der Wolf zuerst die Überreste des menschlichen Essens fand und dadurch allmählich diese Allianz entstand. Der Erfolg dieser evolutionären Strategie ist offensichtlich. Jedes Jahr werden Millionen Tonnen Hundefutter gekauft, Hunde medizinisch versorgt und sogar mit Hundesocken ausgestattet. Wer dabei wen domestiziert hat, bleibt, gelinde gesagt, umstritten.

Das Nutzenverhältnis zwischen Schafen und Menschen dagegen ist extrem unausgewogen. Schafe können sich selbst ernähren, dienen als reiche Eiweißquelle und liefern Vlies. Unsere Vorfahren, die ihr eigenes Fell vielleicht etwas voreilig entsorgt hatten, werden dies spätestens dann bereut haben, als sie in den kälteren Norden vordrangen. Was wäre aus der Menschheit geworden, wenn sie dann den warmen Schafspelz nicht gehabt hätten?