Februar '22

Warum stehen bei den scheinbar alltäglichen Comics-Bildern von Roy Lichtenstein so viele Nullen vor dem Komma, und Andy Warhols Suppendosen erreichen nur den zweiten Platz?

Es gibt sicher viel mehr Meinungen darüber, was künstlerischen Wert schafft, als es tatsächliche Kunstwerke gibt. Kunstbewanderte sagen, dass Kunst, sobald sie beschrieben wird, aufhört, Kunst zu sein. Ich bin aber der Meinung, dass ein Künstler wissen sollte, was er dem Publikum darbietet, ohne es dem Publikum bewusst zu machen. Unbeschreibliches Meisterwerk von Michelangelo? Übersehenes Stück unseres Alltags, das völlig neue Dimensionen zeigt, wenn Licht darauf fällt? Pop-Art Künstler schaffen das.

Die obige Theorie bezieht Kunst auf eine Sockenmeister-Mitgliedschaft. Man erhält regelmäßig Kunst-Sendungen und erwartet Originalität. Diese Analogie enthält jedoch auch eine wichtige Warnung: Das ewige Streben, die Grenzen des Erwarteten zu überschreiten, kann auch zu weniger angenehmen Überraschungen führen. Beispielsweise verspürte Piero Manzoni ebenso wie Andy Warhol eine Verwandtschaft zu Suppendosen. Aber anstatt sie zu bemalen, füllte er angeblich insgesamt neunzig Dosen mit einer, sagen wir, anderen Art „Wurst“. Ob das wahr ist, weiß bis heute niemand. Seine Dosen sind jetzt Hunderttausende von Dollar wert, was ein weiterer Grund dafür ist, diese Dosen nicht zu öffnen. Was, wenn sie leer wären?

Aber keine Sorge. Sockenmeister-Sendungen enthalten nur angenehme Überraschungen. Wir suchen bei weniger avantgardistischen Künstlern Inspiration. Zum Beispiel bei der Pop-Art. Obwohl ich immer noch nicht verstehe, wie er eine Dose einer Socke vorziehen konnte. Warhol meine ich natürlich.